Selbstsicherheit trainieren

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für seelische Gesundheit ist es, sich seiner selbst sicher zu sein. Das klingt einfacher, als es ist, wenn man bedenkt, was alles dazugehört, ein selbstsicherer Mensch zu sein:

  • die Überzeugung, nicht dümmer, schlechter oder häßlicher als andere zu sein
  • sich seiner Stärken und Schwächen bewußt zu sein
  • seine eigenen Bedürfnisse, Gefühle und Wünsche auszudrücken, ohne Furcht davor, nicht mehr geliebt, abgelehnt oder abgewertet zu werden
  • sich frei, entspannt und lebhaft zu zeigen, mit aufrechter Haltung, klarer und deutlicher Stimme
  • mit anderen Menschen freundlich, aber bestimmt umzugehen.

Wie Sie Selbstsicherheit lernen können

Auch wenn sich Selbstsicherheit nicht von heute auf morgen erreichen läßt, ist es möglich, sich dieses positive Lebensgefühl Schritt für Schritt zu erarbeiten. Die folgenden Übungen können Ihnen Denkanstöße geben und Ihnen helfen, sich seelisch fit zu halten.

Lesen Sie sich die Übungen durch, und nehmen Sie sich eine davon vor, die Ihnen besonders dringlich erscheint. Planen Sie die Übung jeden Tag einmal ein, und konzentrieren Sie sich ganz auf die Aufgabe.

Loben Sie sich hinterher für die Leistung, die auch dann großartig war, wenn es noch nicht so geklappt hat. Immerhin haben Sie es versucht – das nächste Mal geht es bestimmt besser!

Selbst wenn Sie einmal »rückfällig« werden, also bemerken, daß Sie wieder nach alten Verhaltensmustern handeln, so dürfen Sie sich davon nicht entmutigen lassen: Übung macht den Meister!

Lob aussprechen und annehmen

Die meisten Menschen haben damit große Probleme. Fast jeder möchte gerne gelobt werden – hat aber oft Schwierigkeiten, das Lob von anderen anzunehmen oder selbst andere zu loben.

Jemand macht Ihnen ein Kompliment. Anstatt sich selbst abzuwerten (»So toll ist das nun auch nicht!«), danken Sie einfach für das Lob und fügen hinzu: »Es freut mich, daß – Ihnen/Dir gefällt.«

Jemand aus Ihrem Bekanntenkreis erweist Ihnen öfters einen kleinen Gefallen, und das ist inzwischen schon fast selbstverständlich. Nehmen Sie sich vor, ihm/ihr folgendes zu sagen: »Ich finde es ganz toll, daß Du/Sie – Obwohl ich mich meistens nur kurz bedanke, freut es mich jedesmal wieder!«

Kritik und Vorwürfe richtig formulieren

Kritik ist wichtig und häufig auch berechtigt. Dennoch ist es nicht einfach, Kritik richtig zu äußern, denn meist wird die Person und nicht das Verhalten gerügt: »Du bist wieder unpünktlich! Überhaupt kommst Du dauernd zu spät!« Mit solchen pauschalen Vorwürfen erreicht man nur, daß sich der Betroffene angegriffen fühlt und sich wortreich verteidigen wird:
Sagen Sie in so einer Situation deutlich, was Sie an dem Verhalten stört und warum – kritisieren Sie aber nicht die Person, die sich so verhält. Bieten Sie außerdem einen konstruktiven Vorschlag für die Zukunft an: »Ich ärgere mich darüber, daß ich heute so lange warten mußte. Bitte komm das nächste Mal pünktlich!«
Wichtig ist auch, daß Sie versuchen, Ihre Kritik auf einen Punkt zu beschränken, ohne durch Tonlage oder Mimik einen Vorwurf daraus zu machen.

Forderungen stellen

Vielen Menschen fällt es schwer, eine berechtigte Forderung anzubringen. Ein typisches Beispiel dafür ist, im Zug oder Flugzeug einen anderen Reisenden bitten zu müssen, von dem Platz aufzustehen, für den man eine Platzkarte hat, der einem also zusteht:
Nehmen Sie sich vor, bei der nächsten Gelegenheit, wenn Sie zum Beispiel schwer zu tragen haben, sich krank fühlen oder ein wehes Bein haben, im Zug, in der Straßenbahn oder im Bus irgendeine beliebige Person freundlich zu bitten, Ihnen den Platz zu überlassen. Das ist eine ziemlich schwierige Übung. Vielleicht fällt Ihnen die nächste Übung zuerst einmal leichter:
Gehen Sie in ein Lokal mit der Bitte, telefonieren zu dürfen.

Je öfter Sie beide Übungen ausprobieren, um so besser wird es Ihnen jedesmal gelingen, eine Forderung freundlich, aber bestimmt zu äußern. Pochen Sie dabei nicht unfreundlich auf Ihr Recht. Oft können Sie Ihre Vorstellungen leichter durchsetzen, wenn es Ihnen gelingt, beim anderen Sympathien zu wecken. Nehmen Sie Blickkontakt auf, wenn Sie jemand ansprechen wollen, und lächeln Sie.

Nein sagen können

Viele Menschen tun Dinge, weil sie nicht nein sagen können, und nicht, weil sie sie gerne tun. Dahinter steckt häufig die Angst, andere zu verärgern, ihnen möglicherweise weh zu tun. Dabei vergißt man jedoch allzuoft die eigenen Bedürfnisse und »Schmerzen«, die entstehen, wenn man es nur anderen recht machen will:
Überlegen Sie zunächst, was Sie nur um des lieben Friedens willen tun. Nehmen Sie sich vor, das nächste Mal, wenn Sie jemand um etwas bittet, was Sie nicht tun wollen, offen zu sagen: »Ich habe heute keine Lust dazu!« Erfinden Sie keine Ausreden und geben Sie auch dann nicht nach, wenn Ihr Gegenüber Sie zu locken versucht (»Ich tue Dir dann auch einen Gefallen!«) oder beleidigt ist (»Ich hatte mich so darauf gefreut und jetzt …!«).