Wir führen ständig bewusst und unbewusst innere Dialoge. Wir sprechen mit uns selbst und instruieren uns, was wir tun und lassen sollen. Bei Versagensangst demotivieren wir uns durch negative Selbstinstruktionen („negative Selbsthypnose“). Bei der Behandlung von Ängsten kommt der Veränderung von Selbstgesprächen, inneren Monologen und Selbstinstruktionen eine große Bedeutung zu. Innerlich anders mit sich reden können, schafft die Voraussetzung dafür, äußerlich anders handeln zu können.
Butollo und Höfling weisen in ihrem Buch zur Behandlung chronischer Ängste und Phobien auf das Gefühl der Kompetenz durch ein Selbstinstruktionstraining hin:
„Nicht was man sich in diesen Augenblicken sagt ist wichtig, sondern dass man sich etwas sagt, und dass man an die Wirkung dieser Aussagen glaubt. Wenn man an die angstreduzierende Wirkung einer Selbstinstruktion, einer Bewältigungsstrategie, einer Ablenkung oder eines Stoßgebetes glaubt, tut man kognitiv etwas fundamental anderes als sich Angst-Machen durch Zweifeln an der eigenen Kompetenz… Letztlich scheint eine kognitive Bewältigungsstrategie die Bedeutung der Kontrollierbarkeit der Aversivität eines Ereignisses … zu vermitteln. Die Kontrolle muss nicht unbedingt ausgeübt werden, um zu beweisen, dass sie effektiv ist, sie muss nicht einmal realistisch sein, es kann schon genügen, dass sie als effektiv bewertet wird.“
Die inneren Dialoge von Angstpatienten können durch ein Selbstinstruktionstraining gezielt verändert werden. Das Selbstinstruktionstraining geht auf die Forschungsergebnisse und Trainingsprogramme des kanadischen Psychologen Meichenbaum in den 70er Jahren zurück. Selbstinstruktionsverfahren können gut mit den verschiedenen Methoden der Angstbehandlung (Konfrontationstherapie, Selbstsicherheitstraining) verbunden werden. Das Stressimpfungstraining nach Meichenbaum ist ein auf Selbstinstruktionen aufgebautes Verfahren zur Bewältigung der verschiedensten Stress- und Angstsituationen. Diese Technik zählt zu den Methoden der kognitiven Umstrukturierung und besteht aus vier sich zeitlich überlappenden Schritten:
- Vorbereitung auf ein angstauslösendes Erlebnis.
Der Betroffene versucht sich zu orientieren, stellt klar, was zu tun ist, und versichert sich der einzelnen Verhaltensmöglichkeiten („Was muss ich jetzt zuerst tun?“, „Was genau erwartet mich jetzt?“, „Überlege Dir, was Du machen kannst. Das ist besser als ängstlich zu werden. Was Du für Angst hältst, ist nur die Anspannung vor dem bevorstehenden Ereignis“). - Begegnung mit der Angstsituation und Umgang mit ihr.
Der Betroffene erinnert sich, was er angesichts einer belastenden oder angstmachenden Situation ganz konkret tun sollte und vergegenwärtigt sich die vorher erarbeiteten Selbstinstruktionen („Geh in kleinen Schritten vor!“, „Lenke Dich in der Panik ab!“, „Atme durch!“). - Bewältigung des Gefühls, überwältigt zu werden.
Der Ernstfall und die drohende Panikattacke werden vorweggenommen. Entsprechende Selbstinstruktionen dienen der Verhinderung von Panikreaktionen („Es ist belastend, aber aushaltbar“, „Es geht bald vorbei, wie es bisher immer der Fall war“, „Konzentriere Dich jetzt ganz auf die Umwelt“, „Bewege Dich, um das Gefühl der Ohnmacht zu überwinden“). - Phase der Selbstverstärkung.
Verstärkende Selbstaussagen im Sinne der Selbstbelohnung sollen das Bewältigungsverhalten aufrechterhalten. Der Patient soll sich dafür loben, dass er sich der Angst gestellt und neue Verhaltensweisen eintrainiert hat („Ich habe es geschafft“, „Das habe ich jetzt gut gemacht“, „Ich kann stolz sein“).
Je nach der Art der Erwartungen können verschiedene angstverstärkende Selbstinstruktionen in Angstsituationen unterschieden werden:
Selbstinstruktionen über Situationserwartungen beziehen sich auf die momentane Situation und deren Veränderungen, die ohne das eigene Verhalten zu erwarten sind: „Die morgige Prüfung wird bestimmt schwer.“
Selbstinstruktionen über Kompetenzerwartungen beziehen sich darauf, inwieweit sich eine Person ein bestimmtes Verhalten zutraut (z.B. „Ich schaffe es bestimmt nicht, in dieser Situation auszuharren“, „Ich bleibe so lange in der Situation, bis ich es vor lauter Angst nicht mehr aushalten kann“, „Das schaffe ich nie“, „Ich werde kein Wort herausbringen“, „Ich werde bei der Prüfung bestimmt durchfallen“) bzw. inwieweit sie ein Gefühl der Kontrolle über ein unerwünschtes Verhalten zu haben glaubt (z.B. „Bestimmt gerate ich außer Kontrolle“, „Gleich werde ich ohnmächtig“, „Wenn die Panik kommt, muss ich sofort weg von hier“, „Wenn das Herz wieder zu rasen beginnt, halte ich das nicht mehr lange aus“, „Ich werde bestimmt rot“, „Gleich werde ich wieder stottern“).
Selbstinstruktionen über Folgeerwartungen haben das eigene Verhalten und seine Folgen und Auswirkungen zum Inhalt (z.B. „Wenn ich nicht rechtzeitig aus der Angstsituation flüchten kann, wird mir etwas passieren“, „Wenn ich zittere oder rot werde, bin ich bei den anderen erledigt“, „Die anderen merken, dass ich rot werde“, „Wenn ich jetzt versage, werde ich diese Situation nie mehr aufsuchen“).